Mittwoch, 28. Mai 2008

Programmatisches zur Ökokritik

Vorweg einige bisherige Definitionen der Ökokritik :

William Rueckert

"...die Anwendung der Ökologie und ökologischer Konzepte auf das Studium der Literatur."

Cheryll Glotfelty

"Ökokritik ist das Studium der Beziehung zwischen Literatur und physischer Umgebung."

Lawrence Buell

"...Untersuchung der Beziehung zwischen Literatur und Umwelt, geistlich verbunden mit der Umweltschutzpraxis."

Greg Garrard

"...Untersuchung der Beziehung zwischen Menschlichem und Nicht-Menschlichem im Verlaufe der Kulturgeschichte, die eine kritische Analyse des Begriffes des Menschen beinhaltet."

Hier die exemplarischen Fragestellungen, mit denen Glotfelty das Arbeitsprogramm der Ökokritik umrissen hatte. Da sie, wie gesagt, exemplarischen Charakter haben, würde ich sie gerne mit euch verallgemeinern und weiter ausdifferenzieren.

Zu Form und Inhalt :

Wie wird Natur dargestellt ?

Welche Rolle spielt die physische Szenerie in dem Werk ?

Stehen die Werte, die im Werk ausgedrückt werden, im Einklang mit ökologischen Erkenntnissen ?

Auf welche Weise und mit welchem Effekt hat die ökologische Krise Einzug in die zeitgenössische Literatur und Populärkultur gefunden ?

Welches Verständnis von Natur liegt staatlichen Berichten, Werbung und TV-Naturdokumentationen zugrunde ? Mit welchen rhetorischen Effekten ?

Zur Sprache :

Wie hat sich ein Konzept wie "Wildnis" mit der Zeit verändert ?

Wie beeinflussen unsere Metapher von "Land" die Art und Weise, wie wir mit ihm umgehen ?

Zur Theorie :

Inwieweit ist Wissenschaft offen für literarische Analysen ?

Wie können wir Naturliteratur als ein Genre charakterisieren ?

Sollte neben Rasse, Klasse und Geschlecht auch der Ort eine neu literaturkritische Kategorie werden ?

Schreiben Männer anders über die Natur als Frauen ?

Inwiefern hat die Literatur selbst die Beziehung zwischen Mensch und Natur beeinflußt ?

Zur Interdisziplinarität :

Wie kann man literarische Studien und Umweltdiskurse in benachbarten Disziplinen wie Geschichte, Philosophie, Psychologie, Kunstgeschichte und Ethik gegenseitig fruchtbar machen ?

Welche Bedeutung kann die naturwissenschaftliche Ökologie für literarische Studien haben ?

Verschiedene Funde

Ich will nochmal auf einen Link zu einem Portal hinweisen, den ihr auch in der Linkliste am Rand finden könnt. 中外对话 - China Dialog stellt News und Interviews zum Thema Umwelt in China bereit. Das besondere ist, dass die Seite konsequent zweisprachig ist und ihr sämtliche Artikel und Beiträge sowohl in der chinesischen als auch in der englischen Fassung lesen könnt. Man kann die Seite somit auch zum Sprachtraining benutzen. Hier mal ein interessantes Interview als Beispiel :

“The rich consume and the poor suffer the pollution"

Weiterhin findet im Oktober erstmalig in China eine internationale Konferenz über Ökokritik an der Qinghua Universität statt. Das wird sicher auch der chinesischen Ökokritik Auftrieb geben. Hier die Konferenz-Website :

"Beyond Thoreau: American and International Responses to Nature" 

Außerdem habe ich eine ganz gute englische Zusammenfassung zum Stand der ökologischen Krise in China gefunden :

China’s Environmental Crisis 

Und ein weiterer Beitrag über die Umweltbewegung in China :

Global Environmentalism Hits China 

So, das sollte erstmal reichen. Vielleicht ist das eine oder andere ja von Interesse für euch.

Donnerstag, 22. Mai 2008

Online Version des Textes "Holzfäller - Wacht auf !" von Xu Gang

Hier der Link zu unserer ersten Lektüre chinesischer Ökoliteratur :


Es gibt eigentlich noch andere schöne Texte von Xu Gang, sie lassen sich aber nur schwer für unseren Zeitrahmen strukturieren.
Fangt schon mal mit dem Lesen an, damit ihr etwas Vorlauf (und damit weniger Stress) habt. Einführendes zum Autor gibt es dann vor der ersten Diskussion.
Den Plan für die nächste Sitzung habt ihr ja soweit schon per Rundmail erhalten.

Ich wünsche schon mal spannende Lektüre !

Mittwoch, 14. Mai 2008

Ich habe gestern eine Anfrage bekommen, ob ich den aktuellen chinesischen Text per PDF-Datei zur Verfügung stellen könnte. Das läßt sich machen.
Ich kann mir vorstellen, daß der eine oder andere vielleicht elektronische Wörterbücher benutzt und/oder Vokabellisten erstellen will. Da arbeitet es sich natürlich schneller, wenn man den Text schon digital da hat.
Stellt euch aber bitte keine (sinologischen) Armutszeugnisse aus und haut das Teil einfach in einen Online-Textübersetzer. Es geht schließlich darum, dass IHR lernen sollt, mit solchen Texten klarzukommen. Außerdem habe ich keine Lust im Seminar BabelFish-Konfusionen zu klären...
Wer also bedarf hat, melde sich einfach bei mir.

Freitag, 9. Mai 2008

Zum Text 先秦儒家思想的生态意义 und darüber hinaus...

Hier ein paar Punkte zum Text. Es sind eher Fragen, die ich gerne diskutieren würde :

Was fällt an dem Verständnis (oder der Interpretation) von 天 (tian) auf ?

Warum hebt der Autor auf den Begriff des "Lebens" (生,生命) ab ?

Wir wird der Übergang von "Leben" zu "Mit-Menschlickeit" (仁) vollzogen ?

Wie ist das Verhältnis von 天 (tian) und 人 (ren) ?

Ist der Beginn der Ackerbau-Kultur als Anfang des Naturbewußtseins verstehbar, oder könnte man ihn nicht auch als ein Anfang der Umweltmanipulation und -zerstörung interpretieren ?

Ist die ausschlaggebende Grunddimension des konfuzianischen Denkens, so wie es der Autor umreißt, überhaupt konfuzianisch, oder handelt es sich nicht vielmehr um kulturelles Allgemeingut ?

Ist es möglich aus dem Konfuzianismus eine distinkte ökologische Sichtweise zu schließen, oder wären verschiedene (auch widersprüchliche) Ansätze denkbar ?

Was bezweckt der Autor, was ist sein Ziel ?

Wie wäre der Text seiner Absicht und seinem Gehalt nach zu charakterisieren : als eine Form des Aktivismus, als Entwurf einer Weltanschauung, als eine wissenschaftliche These... ?

Zusammen mit dem Text "Why Daoism is not environmentalism" kreist das Thema letztlich um die Frage :

Gibt es (in ökologischer Hinsicht) ein kritisches Potential im (traditionellen) chinesischen Denken ? Wenn ja - worin läge es und kann es für einen ökokritischen Ansatz fruchtbar gemacht werden ?

Wir haben in Anschluß daran somit einen kurzen Blick sowohl in die westlichen, als auch in die chinesischen Grundlagen der Ökokritik und Ökoliteratur geworfen. Es gilt dann zusammenfassend beide Seiten zusammenzuführen. Eine Fragestellung hierzu könnte lauten :

Welche Dimensionen und (theoretischen) Probleme stecken in der westlichen Ökokritik ? Stellen sie sich genauso in Bezug auch China und die chinesische Literatur oder sieht es da anders aus ?

Für uns als Sinologen zeichnen sich schließlich sowohl in methodischer, als auch in inhaltlicher Hinsicht zwei Leitfragen ab, die uns durch das ganze Seminar begleiten werden :

Wie muß ein ökokritischer Ansatz beschaffen sein, um chinesischen Werken gerecht zu werden ?

Gibt es spezifisch chinesische Ansätze von Ökokritik und Ökoliteratur, die sich von westlichen Ansätzen unterscheiden ? Wenn ja - wodurch ?

Uns sind natürlich Grenzen gesetzt und wir können nicht erwarten, innerhalb eines Semesters zu abschließenden Antworten zu gelangen. Dennoch glaube ich, dass dieser Weg spannend sein könnte. Oftmals sind die Fragen, die sich aus der Beschäftigung selbst erst ergeben, viel interessanter und aufschlußreicher, als es das vorher anvisierte Ziel es vermuten ließe. Die Sache hängt natürlich vom Input aller ab - zögert deshalb nicht, eure eigenen Fragen und Standpunkte zu entwickeln und neue Aspekte zur Diskussion zu stellen !

Link-Update u.a.

Wie ihr vielleicht schon feststellen konntet, befindet sich der deutsche Text zur Erläuterung des 天人合一 (tian ren he yi) Konzeptes seit zwei Tagen im Reader. Ich hoffe, dass er euch etwas beim Verstehen helfen wird. Ich werde morgen noch ein paar Stichworte oder Fragen posten, auf die hin ihr den chinesischen Aufsatz bearbeiten könnt.

Ich war mal so frei und habe Roloff's Linkbox gegen ein HTML-Element ausgetauscht, damit wir die Links etwas übersichtlicher gestalten können. Es gibt natürlich noch mehr, bei Bedarf können wir also noch erweitern. Falls jemand Links in die Spalte einfügen will, aber mit HTML Probleme hat, dann bitte einfach bei mir melden.

Weiterhin will ich auf die einführenden Texte der ASLE hinweisen, die sich hier finden. Lesenswert sind beispielsweise :

"Science and Ecocriticism" (Ursula K. Heise) 1997

"Defining Ecocritical Theory and Practice" 1994 Western Literature Association Meeting

"What is Eco-Criticism?" (Thomas K. Dean)

"A Report Card on Ecocriticism" (Simon C. Estok) 2001

Außerdem gibt es ein interessantes Projekt zur deutschen Ökokritik, das in einem zweibändigen Werk münden soll : Nature and Environment in Modern German Literature. Auf jener Seite findet sich auch ein Essay zur Methodik, das ihr hier herunterladen könnt (oder : Direktlink). Eine Bibliographie findet sich dort ebenfalls.

Ihr seht, das ist erstmal eine ganze Menge abendländisches Material, in dem China / Asien selbst kaum vorkommt. Es wäre wünschenswert, dass sich das ändert. Vielleicht könnten wir ja mal den Versuch unternehmen, eine Bibliographie zur chinesischen Ökoliteratur/Ökokritik anzufertigen.

Dienstag, 6. Mai 2008

Layout und Links

Ich war jetzt mal so frei und habe etwas am Quellcode rumgebastelt. Die Tabellenbreite ist jetzt 980 Pixel. Ist das für jeden ok? Kann gerade schwer einschätzen, wie das bei einer Auflösung von 1024x768 aussieht.

Hab jetzt außerdem mal mit der Linkliste angefangen. Sind zwar erstmal nur die beiden schon genannten Artikel und die ASLE, aber das wird ja schon noch mehr werden :)

Sonntag, 4. Mai 2008

Zeitung am Institut!

Das Warten hat ein Ende...

Seit ein paar Tagen ist die erste Ausgabe unserer Zeitschrift "DianMo 點墨" auf der Homepage des Leipziger Instituts verlinkt:

http://www.uni-leipzig.de/~ostasien/vv/DianMo_1-2008neu.pdf

Das hat jetzt zwar nichts mit chinesischer Ökokritik zu tun, einen Bezugspunkt finden wir aber doch, da nämlich Lars in der Ausgabe vorgestellt wird. Und vieles mehr. Ob es in Zukunft vielleicht mehr zu unserem eigentlichen Thema zu lesen gibt, liegt letztlich ja auch bei uns...

So lang bin ich trotzdem furchtbar stolz auf unser kleines Wunderkind! =)

- Jac