Donnerstag, 17. Juli 2008

Es ist an der Zeit...

Sorry für das verkorkste Wortspiel...

Ich wollte an dieser Stelle nur auf einen Artikel in der Zeit aufmerksam machen, geschrieben von Georg Blume und Jörg Burger:

http://www.zeit.de/2008/29/Umweltschuetzer-China?page=all

Darin geht es um den bekannten chinesischen Umweltschützer 吳立紅, der seit einigen Monaten im Gefängnis sitzt, und seine Frau, die als einzige seinen Kampf gegen die Verschmutzung des Tai-Sees nahe Shanghai weiterführt.
Also ein Beispiel deutscher 報告文學, die im Ausland tätig wird.
Ich finde es in der Tat äußerst bedrückend, dass in Ländern Zustände herrschen, in denen der Einsatz für nachhaltigen Umgang mit der Natur als Verbrechen gegen die wirtschaftliche Entwicklung gesehen wird und bedeutet, das eigene Leben aufs Spiel zu setzen. Es gibt Momente, da kann man an der chinesischen Regierung (und seien es nur die korrupten Provinzregierungen) ganz schön verzweifeln.

Daneben habe ich noch eine andere Frage:
Hätte jemand von euch Interesse an einem gemütlichen Lektürekurs im nächsten Semester? Ich bin mir bewusst, dass das für den Großteil kein leichtes Unterfangen werden wird - bei der Entfernung bis Tianjin, Chengdu oder Hangzhou ;) - vielleicht könnt ihr aber auch in nicht-ökokritischen Kreisen fragen... Ich könnte mir das nämlich vorstellen, als studentische Hilfskraft zu versuchen, sowas auf die Beine zu stellen, sollte Interesse bestehen. Die Themenpalette würde ich natürlich nicht von vornherein auf Ökologie beschränken.

Vielleicht schaut der/die eine oder andere ja noch mal hier vorbei. Dann hinterlasst gerne einen kurzen Kommentar! Ich würde mich freuen :)

Die Taiwan-Zusammenfassung werde ich (hoffentlich) demnächst hier posten. Momentan ist es leider so, dass der Herdgott beständig von mir verlangt, mit Honig beschmiert zu werden, damit er nur dem Jadekaiser nicht von meinen Untaten berichtet... Viel Glück auch an euch fleißige Lieschen! 加油!

Dienstag, 1. Juli 2008

Gedichte - 生态诗歌

Ich poste die Gedichte zur Sitzung auch nochmal an dieser Stelle. Die Auswahl fällt wirklich nicht leicht, da es so viele und verschiedene gibt. Ich habe daher noch Links zu Poesie-Portalen angehängt, in denen man weiter stöbern kann.


华海 《铁轨,穿过风景线》

我们向前逼近
大山向后退去
这乌亮乌亮的铁轨
恍惚凌空而起

像两枝箭
尖锐地射向
自然的深处

嗖嗖地
突然感到寒气袭来
感到最后被射穿的
却是我们的后背

华海 《悬崖上的红灯》

因为你们就是世界
世界就是你们
你们的快车强大有力到
毫不在乎地压碎我的灯
我和树木、鸟兽们只能站在
世界的另一侧面

于坚 《作品57号》

群峰像一群伟大的教父
使我沉默沿着一条月光
我走下高山
我知道一条河流最深的所在
我知道一座高山最险峻的地方
我知道沉默的力量

黄礼孩 《飞鸟和昆虫》

我在大地上
等到一只鸟回归树林
它鸣叫的时候
我知道飞得再高的鸟
也要回到低矮的树枝上

我一直在生活的低处
偶尔碰到小小的昆虫
当它把梦编织在我头顶上
我知道再小的昆虫
也有高高在上的快乐
犹如飞翔的翅膀要停栖在树枝上

雷抒雁 《断流》

这条河
是我们肉中之肉
血中之血
我们面目苍白、目光黯淡
全因这断流的折磨

《诗歌报》月刊

中国诗歌库

春草诗刊

...und besonders Hinweisen möchte ich auf Hua Hai's Blog, auf dem sich viele seiner Gedichte finden lassen :

华海生态的BLOG

Samstag, 7. Juni 2008

Auswertung der letzten Sitzung

Da nicht wenige Teilnehmer das letzte mal nicht anwesend waren, will ich eine Zusammenfassung geben, damit ihr in etwa eine Vorstellung bekommt, wie wir im Seminar mit den Texten arbeiten. Geht bei eurer Vorbereitung ebenso systematisch vor. Jacob hatte überlegt, ob er für uns ein kurzes Resümee schreibt, aber falls er zu viel zu tun hat, werde ich etwas aushelfen.
Wir haben uns im Seminar auf die Abschnitte 1 und 2 konzentriert und uns an einem "close reading" versucht, d.h. den Text (öko-)literaturkritisch analysiert. Hier ein paar Punkte :

Zum Titel :

- Der Titel ist ein Aufruf, er spricht den Leser direkt an und teilt ihm die Intention des Werkes mit.
- Er ruft zu einem Aufwachen, d.h. zu einem Bewußtwerdungsprozess oder Bewußtseinswandel.
- Die "Holzfäller" als Adressaten sind offensichtlich keine Berufsbezeichnung, sondern stehen für einen bestimmten menschlichen Einstellungs- und Verhaltenstypus gegenüber "Bäumen" - mithin kann also der "Holzfäller" in jedem von uns gemeint sein.

Abschnitt 1

Ort :

- Großstadt - wird mit dem prägnanten Bild 'Hochhäuser und Betonplatten' (高楼和水泥预制板) umrissen
- In ihrer Struktur liegt begründet, dass sie die Menschen und die Natur kompartiert - die Menschen werden untereinander räumlich isoliert. Ebenso verhält es sich zwischen Mensch und Natur. Letztere ist nur noch etwas sehr entfernt Wahrgenommenes (听不见鸟叫看不见树林).
- Das Bild von den Kindern auf einem 2 Quadratmeter großer Balkon verdeutlicht den einängenden und isolierenden Charakter dieses "Lebensraumes".

Zeit :

- Frühling - kurz nach dem Baumpflanzfest (植树节 - 12.3. gibt es in China seit 1979)
- Gibt den Menschen kurzzeitig Freude

Menschen :

- Die Menschen sind so wie ihre traurige Umgebung : der Mechanismus der Stadt und der Gewohnheit hat sie faul gemacht, ihre Trennung von der Natur fällt ihnen nicht mehr auf. Ihre Isoliertheit und Technologien, wie Luftreiniger, lassen sie aphatisch und unrezeptiv (麻木) werden - so liegt etwa saubere Luft im Zuständigkeitsbereich der Technik nicht in dem der Menschen selbst.
- Beim Baumpflanzfest pflanzen viele Leute keine Bäume an, sondern sind damit beschäftigt, sich und ihre Freunde vor Bäumen zu fotografieren, wobei sie die Erde um die frisch gepflanzten Bäume zertrampeln. Sie interessieren sich nicht für die Bäume, sondern nur für sich selbst.
- Eine Besondere "Gattung" unter den Menschen sind die Kinder : ihr Naturell (天性) steht für eine noch intakte Wahrnehmung der Welt. Sie leiden unter der Isoliertheit und sehnen sich nach den Bäumen ("die Natur da draußen"). Sie scheinen wie Opfer ihrer Umgebung, die ihnen verwehrt zu erkennen, dass es noch andere schöne Vögel außer Spatzen gibt.

Natur :

- Natur wird wie folgt bestimmt : "Natur kann nicht re-kreirt werden, was re-kreirt werden kann ist sicher nicht Natur" (大自然是不能再造的,可以再造的就一定不是大自然).
-> Spielt bei dieser Bestimmung der Natur auch eine traditionelle Vorstellung mit hinein ? (自然 - von selbst so sein. 为 (Eingreifen) vs. 无为 (Nicht-Eingreifen))
- die Natur wird von der Isolation genauso gepeinigt wie die Menschen

Bäume :
- An ihnen wird die Naturvorstellung konkret gemacht - sie vegetieren eingepfercht in den Häuserschluchten, so wie die Kinder auf dem Balkon.
- Bäume geben den Menschen etwas "Grün".
- Von den gepflanzten Bäumen überlebt nur ein Drittel, weil sich keiner um sie kümmert.

"Solange die Menschen ihr Leben nicht mit dem der Bäume verbinden, sondern [die Bäume] nur als eine ihnen zugeteilte Arbeit erachten, wird der Abstand und die Isolation zwischen Menschen und Bäumen nicht verschwinden."
(当人类在没有把自己的生命和树木的生命联系在一起之前,而仅仅把植树当作是摊派的任务时,人与树之间的距离和隔膜是无法消除的。)

Abschnitt 2

- schließt inhaltlich unmittelbar an Abschnitt 1 an

zur Zeit :

- Der Frühling als zyklisch wiederkehrende Zeit des Erwachens und der Natur - das Bewußtsein davon ist aber nur als Erinnerung gegenwärtig. (Früher : Erwarten, Besingen und Erwandern des Frühlings als Freude der Menschen)

zur Natur :

- schenkt den Menschen "Grün"
- Natur als Wildnis (旷野 - schenkt Lebensfreude) und Land (田园 - schenkt Hoffnung ) - Gegensatz zu Stadt

zum Mensch :

- Beethoven als Beispiel eines Erwachsenen mit intakter Naturwahrnehmung und Wertschätzung : "Ich liebe einen Baum mehr als einen Menschen" (我爱一棵树甚于爱一个人). Hat ein Ich-Du-Verhältnis zu den einzelnen Naturdingen.
- Vitalität der Natur kommt in den Werken (hier : Musik) zum Ausdruck, wenn ein Mensch empfänglich für sie ist.

zur Sprache :

- "unter der Sonne" und "unter dem Mond" (阳光下 / 月光下)
- Das Erlebnis des Frühlings und des Baumflanzfestes bietet potentiell Anlaß zur Bewußtwerdung des (Großstadt-)Menschen aufgrund der heutigen Abwesenheit der mit ihm verbundenen Freuden (Singen, Spazierengehen...)
- Diese Entdeckung oder Bewußtseinswandlung wird durch eine fehlende Zuschreibung seines Subjektes im Leser selbst vollzogen (也许... 忽然发现,那种朴实的对春... 已成为遥远的过去。)

Im Deutschen würden wir sagen : "stellt man fest", "stellen die Menschen fest" oder "stellt X fest". Dabei vollzieht sich der Vorgang des Entdeckens an einem vorgestellten Subjekt, während im chinesischen Satz "Entdecken" vom Leser durch sein Lesen selbst vollzogen wird. Diese Ausdrucksform ist im Chinesischen überhaupt nicht ungewöhnlich und man ergänzt beim Übersetzten ganz selbstverständlich ein entsprechendes Subjekt. Dennoch entfaltet diese sprachliche Option eine höhere subjektive Suggestivwirkung auf den Leser - Aussagesätzen erhalten dadurch einen imperativen Charakter. Im klassischen Chinesisch tritt dies noch deutlicher zu Tage.

zur Abholzung :

- Warum wird das Problem der exzessiven Abholzung explizit China zugeschrieben (中国的滥伐之声) ? In China gibt es einen Teufelskreis der Umweltzerstörung : je ärmer, desto mehr Abholzung; je mehr Abholzung, desto ärmer (越穷越砍树,越砍树越穷). Armut ist ein allgemein bekanntes und von allen ernst genommenes nationales Problem. Umweltzerstörung wurde damals jedoch noch kaum als ein "Problem" wahrgenommen. Der Autor versucht aufzuzeigen, das Umweltzerstörung ein genauso schweres nationales Problem ist und im direkten Zusammenhang mit dem der Armut steht.
- Die Handlung des besinnungslosen Abrodens wird mit den ethischen Begriffen "gefühllos" (无情), "kalt" (冷酷) und "eigennützig" (自私) beschrieben. Sie sind Attribute, mit denen eigentlich negatives Verhalten gegenüber von Mitmenschen kritisiert wird. Schreibt man sie einem Handelnden zu, gilt er als asozial und gesellschaftlich disqualifiziert.

Zusammenfassend läßt sich konstatieren :

- Menschen werden in ihrem Charakter durch den Ort geprägt.
- zwei Charaktertypen : 1. der natur-unsensible Großstadtmensch, 2. der natürliche (oder der Natur nahestehende) Mensch : die Kinder, Beethoven
- Natur ist eine "gebende", mithin "sich mit-teilende" Instanz, auf die der kritisierte Menschentypus ("aphatische Großstädter") aber nicht antwortet. Er nimmt schweigend das Gegebene hin (...oder reagiert gar mit Raubbau und Zerstörung).
- Naturzerstörung (hier : Waldrodung) wird als moralisch verwerfliche Handlung und nationales Problem gekennzeichnet.

Freitag, 6. Juni 2008

Zur Tiefenökologie und allgemeinen Theorie der Ökokritik

Hier ein kleiner Nachtrag zur theoretischen Seite der Ökokritik.
Wir haben im Seminar anhand von Greg Garrard die Konzeption einer Ökokritik als eine mögliche kultur- oder literaturwissenschaftliche Disziplin kennengelernt. Garrard bestimmte dabei Ökokritik konkret als eine Form von rhetorischer Analyse von Werken (oder ganz allgemein Diskursen) hinsichtlich der in ihnen implizierten Mensch-Umwelt-Beziehungen. Sie sollte zu einer allgemeinen Kritik des 'Anthropos' führen, die sich bei ihren Urteilen die (naturwissenschaftliche) Ökologie zum Maßstab nimmt. Wie wir erfahren haben, gibt es aber auch ökokritische Positionen außerhalb dieser engeren wissenschaftlichen Fassung, bzw. ist dieser Ansatz eigentlich erst ein späteres Ergebnis in der Entwicklung der Ökokritik.
Jacob machte mich schon vor einer Weile auf die Dissertation von Hannes Bergthaller aufmerksam, die mit dieser Thematik zutun hat. Ihr Titel lautet "Ökologie zwischen Wissenschaft und Weltanschauung" und kann hier kostenlos heruntergeladen werden :

Bonner Dissertationen & Habilitationen online

Wie dem auch sei, im Folgenden könnt ihr einmal, in Stichworten umrissen, das Programm der Tiefenökologie (deep ecology) zum Vergleich heranziehen. Es ist eine Zusammenfassung von Bill Deval.
(Quelle : Devall, Bill: Die tiefenökologische Bewegung. In : Birnbacher, Dieter [Hrsg.] (1997) Ökophilosophie. Stuttgart : Reclam, S.32-36)

1. Eine notwendige Bedingung für einen tragfähigen Ansatz zur Konstruktion einer Ökophilosophie ist eine neue kosmisch-ökologische Metaphysik, die die (Ich-Du-)Identität zwischen Mensch und nicht-menschlicher Natur hervorhebt..

2. Gefordert ist eine objektive (d.h. nicht-anthropozentrische, L.K.) Einstellung zur Natur.

3. Es bedarf einer neuen Psychologie, um die Metaphysik in das geistige Umfeld der postindustriellen Gesellschaft zu integrieren.

4. Der Umweltschutz hat eine objektive Grundlage, aber die objektive Wissenschaft im neuen Paradigma unterscheidet sich von der gegenwärtig verbreiteten engen, analytischen Auffassung der "wissenschaftlichen Methode". (Sie soll partizipatorisch sein, ohne den Subjekt-Objekt-Dualismus der modernen Wissenschaft.)

5. Es liegt Weisheit in der Stabilität der natürlichen Prozesse, unbeeinflusst von Eingriffen des Menschen.

6. Wohlstand und Qualität menschlichen Lebens sollten nicht nur an der Quantität der Produkte gemessen werden.

7. Die optimale Tragfähigkeit der Erde für den Menschen sollte mit Blick auf den Planeten als Biosphäre bestimmt werden, jeweils für spezielle Inseln, Täler und Kontinente.

8. Die Behandlung von Symptomen des Konflikts zwischen Mensch und Natur, wie Luft- oder Wasserverschmutzung, könnte die Aufmerksamkeit von wichtigeren Themen ablenken und damit eine "Lösung" der Probleme erschweren.

9. Eine neue philosophische Anthropologie wird Erkenntnisse über Jäger- und Sammlergesellschaften auswerten, um daraus Prinzipien für eine gesunde und ökologisch überlebensfähige Gesellschaft zu gewinnen.

10. Diversität ist etwas inhärent Wünschenswertes, sowohl in der Kultur als auch hinsichtlich der Gesundheit und Stabilität von Ökosystemen.

11. Man sollte sich rasch auf eine "weiche Energieversorgung" und auf eine "angepasste Technik" zubewegen sowie auf einen Lebesstil, der zu einem drastischen Rückgang des Pro-Kopf-Energieverbrauchs in fortgeschrittenen Industriegesellschaften führt. Gleichzeitig sollte die Energieversorgung in abgelegenen Dörfern sogenannter "Drittweltstaaten" auf ein angemessenes Niveau angehoben werden.

12. Ziel der Erziehung sollte es sein, die geistige Entwicklung sowie die Persönlichkeitsbildung der Mitglieder einer Gemeinschaft anzuregen - sie nicht nur auf Berufe vorzubereiten, die speziell in eine oligarchisch strukturierte, auf Konsum angelegte fortgeschrittene Industriegesellschaft passen.

13. Gefordert sind mehr Freizeit und Muße, um Kunst zu genießen, zu tanzen, Musik zu hören und Sport zu treiben - wodurch das Spiel wieder zur Quelle erfüllten Lebens und kultureller Leistung wird.

14. Lokale Autonomie und Dezentralisierung von Macht ist zentraler politischer Gewalt und einer oligarchisch strukturierten Bürokratie vorzuziehen.

15. In der Zeit bis zur Etablierung einer stabilen Ökonomie und einer radikal geänderten Sozialstruktur sind weite Bereiche der Biosphäre auf der Erde abzugrenzen und von weiterer industrieller Erschließung und umfangreicher Besiedlung auszuschließen; diese Gebiete sollen durch bestimmte Schutzgruppen verteidigt werden.

Mittwoch, 28. Mai 2008

Programmatisches zur Ökokritik

Vorweg einige bisherige Definitionen der Ökokritik :

William Rueckert

"...die Anwendung der Ökologie und ökologischer Konzepte auf das Studium der Literatur."

Cheryll Glotfelty

"Ökokritik ist das Studium der Beziehung zwischen Literatur und physischer Umgebung."

Lawrence Buell

"...Untersuchung der Beziehung zwischen Literatur und Umwelt, geistlich verbunden mit der Umweltschutzpraxis."

Greg Garrard

"...Untersuchung der Beziehung zwischen Menschlichem und Nicht-Menschlichem im Verlaufe der Kulturgeschichte, die eine kritische Analyse des Begriffes des Menschen beinhaltet."

Hier die exemplarischen Fragestellungen, mit denen Glotfelty das Arbeitsprogramm der Ökokritik umrissen hatte. Da sie, wie gesagt, exemplarischen Charakter haben, würde ich sie gerne mit euch verallgemeinern und weiter ausdifferenzieren.

Zu Form und Inhalt :

Wie wird Natur dargestellt ?

Welche Rolle spielt die physische Szenerie in dem Werk ?

Stehen die Werte, die im Werk ausgedrückt werden, im Einklang mit ökologischen Erkenntnissen ?

Auf welche Weise und mit welchem Effekt hat die ökologische Krise Einzug in die zeitgenössische Literatur und Populärkultur gefunden ?

Welches Verständnis von Natur liegt staatlichen Berichten, Werbung und TV-Naturdokumentationen zugrunde ? Mit welchen rhetorischen Effekten ?

Zur Sprache :

Wie hat sich ein Konzept wie "Wildnis" mit der Zeit verändert ?

Wie beeinflussen unsere Metapher von "Land" die Art und Weise, wie wir mit ihm umgehen ?

Zur Theorie :

Inwieweit ist Wissenschaft offen für literarische Analysen ?

Wie können wir Naturliteratur als ein Genre charakterisieren ?

Sollte neben Rasse, Klasse und Geschlecht auch der Ort eine neu literaturkritische Kategorie werden ?

Schreiben Männer anders über die Natur als Frauen ?

Inwiefern hat die Literatur selbst die Beziehung zwischen Mensch und Natur beeinflußt ?

Zur Interdisziplinarität :

Wie kann man literarische Studien und Umweltdiskurse in benachbarten Disziplinen wie Geschichte, Philosophie, Psychologie, Kunstgeschichte und Ethik gegenseitig fruchtbar machen ?

Welche Bedeutung kann die naturwissenschaftliche Ökologie für literarische Studien haben ?

Verschiedene Funde

Ich will nochmal auf einen Link zu einem Portal hinweisen, den ihr auch in der Linkliste am Rand finden könnt. 中外对话 - China Dialog stellt News und Interviews zum Thema Umwelt in China bereit. Das besondere ist, dass die Seite konsequent zweisprachig ist und ihr sämtliche Artikel und Beiträge sowohl in der chinesischen als auch in der englischen Fassung lesen könnt. Man kann die Seite somit auch zum Sprachtraining benutzen. Hier mal ein interessantes Interview als Beispiel :

“The rich consume and the poor suffer the pollution"

Weiterhin findet im Oktober erstmalig in China eine internationale Konferenz über Ökokritik an der Qinghua Universität statt. Das wird sicher auch der chinesischen Ökokritik Auftrieb geben. Hier die Konferenz-Website :

"Beyond Thoreau: American and International Responses to Nature" 

Außerdem habe ich eine ganz gute englische Zusammenfassung zum Stand der ökologischen Krise in China gefunden :

China’s Environmental Crisis 

Und ein weiterer Beitrag über die Umweltbewegung in China :

Global Environmentalism Hits China 

So, das sollte erstmal reichen. Vielleicht ist das eine oder andere ja von Interesse für euch.

Donnerstag, 22. Mai 2008

Online Version des Textes "Holzfäller - Wacht auf !" von Xu Gang

Hier der Link zu unserer ersten Lektüre chinesischer Ökoliteratur :


Es gibt eigentlich noch andere schöne Texte von Xu Gang, sie lassen sich aber nur schwer für unseren Zeitrahmen strukturieren.
Fangt schon mal mit dem Lesen an, damit ihr etwas Vorlauf (und damit weniger Stress) habt. Einführendes zum Autor gibt es dann vor der ersten Diskussion.
Den Plan für die nächste Sitzung habt ihr ja soweit schon per Rundmail erhalten.

Ich wünsche schon mal spannende Lektüre !